Eine gute Idee erkennt man daran, dass sie geklaut wird.
Gerhard Uhlenbruck
Als Steuerberater verkaufen wir vor allem unser Wissen. Weil sich die Welt aber beständig weiterdreht, müssen auch wir uns stetig weiterentwickeln. Anwenderschulungen und Fachseminare – analog oder webbasiert – reichen aus meiner Sicht allerdings bei weitem nicht aus. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern möchte ich über unseren Tellerrand hinausschauen. Gerade in diesen unsicheren Zeiten ist ein Blick von außen besonders wertvoll (finanzierbar u.a. über die BAFA-Beratungsförderung).
Das tun wir als Kanzlei mindestens vier Mal im Jahr mit Unterstützung eines externen Referenten, den wir zu uns holen. An einem solchen Tag gibt es keine anderen Termine. In der Regel ist das gesamte Team involviert und gefordert. Gefordert? Ja. Weil wir uns mit unseren Inhouse-Seminaren abseits der eigenen Branche bewegen und uns stattdessen beispielsweise mit Fragen der Persönlichkeitsbildung, Kommunikation oder Service für unsere Mandanten beschäftigen.
Als Kanzlei, die seit nahezu 20 Jahren konsequent den Weg der Digitalisierung geht, bringen uns Standard-Angebote nicht weiter. Daher orientieren wir uns bei diesen so genannten Referententagen an Fragen, die auf den ersten Blick häufig weniger mit Steuerberatung zu tun haben. Wir konzentrieren uns einen Tag lang voll und ganz auf ein Thema und holen uns frisches Denken und damit frische Ideen ins Haus.
Unseren fixen Weiterbildungsplan für die kommenden zwölf Monate schreiben wir lebendig weiter und je nach Bedarf auch einmal um. Unsere wichtigen Fachseminare, alle Arbeitskreise, Online-Schulungen aber auch alle Mandantenveranstaltungen finden sich in unserem Weiterbildungskalender.
Um die besten Trainer ins Haus holen zu können, planen wir jedes Jahr ein großzügiges Weiterbildungsbudget ein. Dieses Geld nehmen wir als Kanzlei bewusst in die Hand, um unseren Horizont stetig zu erweitern. Wir wollen ganz vorn mitspielen, das ist der Anspruch. Möglich ist das meiner Ansicht nach aber nur, wenn man stets up to date bleibt und neue Einsichten und frisches Denken zulässt. Das ist allerdings ohne externe Perspektive nicht zu haben.
So ist beispielsweise unsere Führungskräfte-Trainerin ein Branchen-Experte für die Topmanager eines namhaften deutschen Autokonzerns. Eine Nummer zu groß für uns als kleiner Mittelständler? Ein entschiedenes Nein! Gemeinsam mit diesem Coach konnten wir neue Einblicke zu verschiedenen Personalthemen gewinnen und nehmen die angeblichen Besonderheiten unserer Branche nicht mehr so sehr in den Fokus. Denn gute Führung funktioniert überall gleich und ist unabhängig von Branche und Unternehmensgröße. Nicht in engen Grenzen denken, sondern von Bewährtem aus anderen Bereichen profitieren. Immer wieder neue Aspekte ausloten und sich selbst herausfordern – das ist der Trainingsplan für meine Mannschaft.
Diesen Ansatz verfolge ich seit den Anfängen meiner Selbstständigkeit. Bewusst und gezielt versuche ich, meine Mitarbeiter immer wieder zu überraschen ohne sie zu überfordern. Letzten Endes ist unser Beruf geprägt von Zahlen, Daten und Fakten – aber auch von einer hohen Flexibilität. Qualität ist entscheidend und natürlich das richtige (Steuer-) Ergebnis unter dem Strich. Das lässt sich nicht ändern. Was sich jedoch ändern lässt, ist der Weg dahin. Für meine Mitarbeiter – aber zugegebenermaßen auch für mich selbst – möchte ich spannende Wege gehen, die wir als Team gemeinsam ausgestalten. Diese Wege ergeben sich allerdings in der Regel nicht allein aus Fach- und Steuergesetzbüchern.
Sich externes Know-how einzukaufen, ist daher wichtig. Es birgt aber auch Gefahren. Schauen Sie sich einen Referenten im Vorfeld genau an. Setzen Sie sich mit seinen Inhalten auseinander. Sie müssen sich die Kernaussagen zu eigen machen können und davon überzeugt sein. Lesen Sie die Bücher eines Referenten, googeln Sie, was andere über diesen Experten sagen. Neue Perspektiven sind essenziell. Aber sie sollten dennoch ein Stück weit zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passen.
Quelle: Ines Scholz: Go digital: Neues Denken in der Kanzleiführung. Mit 48 Workhacks den Datenschatz heben