Aktiv auf allen Kanälen und das Potenzial der eigenen Mannschaft nutzen

„Die Fähigkeit eines Chefs erkennt man an seiner Fähigkeit, die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter zu erkennen.“

Robert Lemke

Wie und wo findet man heute neue Mitarbeiter – und zwar möglichst langfristig? Es lohnt sich, darüber lange und intensiv nachzudenken. Denn es zeigt sich, dass für das erfolgreiche Onboarding neuer Kolleginnen und Kollegen als Prozess mindestens ein Zeitraum von zwölf Monaten, eher von zwei Jahren eingeplant werden muss.

Wichtigste Arbeitgeber-Visitenkarte ist nach wie vor die Webseite Ihres Unternehmens. Wir wissen es doch selbst: Was ich nicht kenne, schaue ich erstmal im Internet nach… Nicht anders geht es Menschen auf Jobsuche. Ihre Webseite sollte etwaigen Bewerbern nach wenigen Klicks alle relevanten Informationen anzeigen. Experten gehen davon aus, dass sich eine Homepage zu mindestens 50 Prozent auf potenzielle Bewerber beziehen sollte und der entsprechende Fokus gesetzt werden muss. Der Besuch der Webseite ist der Erstkontakt, über den sich ein Bewerber einen ersten Eindruck verschafft. Und der muss sitzen, denn es gibt bekanntlich keine zweite Chance für den ersten Eindruck.

Es ist sicherlich Geschmackssache, welche Inhalte und Angebote an dieser Stelle präsentiert werden. Versuchen Sie aber möglichst, potenziellen neuen Mitarbeitern nicht gleich das Blaue vom Himmel zu versprechen. Denn in unserer Zeit gibt es viel zu tun und noch mehr zu lernen. Vor allem das Interesse an Ihrem Unternehmen und die anstehenden Aufgaben sollten einen Bewerber zu Ihnen führen – nicht allein die Give Aways wie Firmenwagen, alle zwei Jahre ein neues Smartphone, Extra-Urlaubsgeld etc.

Bestimmte Privilegien sollte man sich außerdem erst verdienen. Unser Tipp: Bewerben Sie auf Ihrer Webseite nur das, was Ihre bewährten Mitarbeiter bereits dauerhaft erhalten und was Sie einem neuen Mitarbeiter auch ganz sicher geben möchten. Nichts ist befremdlicher für langjährige Teammitglieder als zu wissen, dass der/die „Neue“ mehr bekommt als man selbst, obwohl man sich schon bewährt hat und dauerhaft Verantwortung übernimmt. Erst säen und wachsen, dann ernten, lautet die Devise.

Auch wenn sich auf dem Arbeitsmarkt vieles verändert hat und sich beständig weiterentwickelt: Unterschätzen Sie nicht den klassischen Weg über die Agentur für Arbeit. Sehr viele Veränderungswillige informieren sich nach wie vor zuerst bei der Agentur, die die Anzeige wiederum in verschiedenen Portalen online stellt.

Analog, aber unverzichtbar sind auch weiterhin ansprechend gestaltete Flyer und Postkarten, die die Bewerbersuche handfest sichtbar machen. Legen Sie diese der Firmenpost bei und verteilen Sie sie auf Veranstaltungen, bei denen Sie als Unternehmen unterwegs sind. Vergessen Sie Schulen, Hochschulen und weitere öffentliche Einrichtungen nicht. Selbstredend dürfen auch Ihre Social-Media-Kanäle heutzutage in Sachen Mitarbeitersuche nicht fehlen.

Und: Es lohnt sich, neue und vielleicht auch unkonventionelle Wege zu gehen. Sie wollen zum Beispiel als Steuerberatung weg vom verstaubten Buchhalter-Image, wollen weniger langweilig und altbacken daherkommen? Dann suchen Sie doch einmal offensiv nach „Zahlenverstehern“ und „Bilanz-Ziehern“. Oder formulieren Sie Ihre Ausschlusskriterien mit einem kleinen Augenzwinkern: „Bitte bewerben Sie sich nicht bei uns, wenn … Sie Dienst nach Vorschrift machen wollen und kein Interesse an gemeinsamer Zeit mit Ihren Arbeitskollegen haben.“ Seien Sie mutig, seien Sie kreativ und probieren Sie es einfach aus!

Eine Möglichkeit der Mitarbeitergewinnung übertrifft jedoch nach wie vor alle anderen Kanäle. Das Potenzial begegnet Ihnen jeden Tag im eigenen Unternehmen: Die Empfehlung und aktive Akquise durch Ihr Team. Ihre Mitarbeiter haben Freunde und Bekannte, kennen deren Potenziale und Ambitionen. Sie wissen, wer sich verändern will und sie können einschätzen, wer zu Ihnen passt und ob die- oder derjenige Ihre Anforderungen erfüllt. Als Dankeschön für das Vertrauen und die Mühe sollten Sie als Unternehmen eine angemessene Prämie auszahlen

Quelle: Ines Scholz: Go digital: Neues Denken in der Kanzleiführung. Mit 48 Workhacks den Datenschatz heben